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Das Oberndorfer Forum

Das Forum war das kraftvollste Instrument für den Anfang unseres Dorfentwicklungsprozesses. An jedem 5. des Monats zwischen 19 – 21 Uhr trafen sich Menschen, die sich in vielfältiger Weise für ein gutes Leben im Dorf einsetzten oder einfach nur für das Dorfleben interessierten. Hier wurden neue Ideen — z.B. für mehr Lebensqualität oder gemeinschaftliche Aktivitäten — gesponnen und vorgestellt und um Mitstreiter*innen geworben. So konnten auch größere Projekte angestoßen werden, die im Alleingang nicht zu realisieren waren.

Das Forum lebt von Teilhabe. Schon vor Corona verlor das Forum an Kraft. Seit September 2020 hat keines mehr stattgefunden. Vielleicht braucht es nun ein anderes Format?

Sie können Nachrichten an alle Forum-Interessierten schicken und / oder Nachrichten bekommen, wenn Sie sich in die Mailingliste des Forum eintragen lassen.

Bedingungen für Bürgerengagement

Gemeinschaftliche Kraft entwickelt offenbar großes Potential. Zum Gedeihen braucht sie aber bestimmte Bedingungen. Zu diesen eigentlich klaren aber immer wieder zu etablierenden Kriterien zählen:

AUGENHÖHE: Allen Personen müssen Achtung und Respekt im selben Maße gelten. Hierarchien verhindern und feste Ämterverteilungen erschweren gemeinschaftliches Engagement.
TRANSPARENZ: Alle für die Dorfentwicklung wichtigen Informationen sollten allen Menschen zugänglich sein. Klüngel und Geheimabsprachen zerstören Engagement und Solidarität.
SELBSTERMÄCHTIGUNG: Wenn ich will, dass sich etwas ändert, muss ich mich selbst dafür einsetzen. Jammern über eigentliche oder angebliche Zuständigkeiten bringt nur Frust.
REFLEXION: Prozesse, Erfolge, Probleme und Niederlagen immer wieder durchdenken. Denn nur Fehler, aus denen man nicht lernt, sind tatsächlich unnütze Fehler.
GEMEINSAM STREITEN: Offen bleiben für Kritik und andere Ideen ist die Grundlage für Innovation. Wenn ich nur höre, was bequem ist, habe ich die Chance zur Weiterentwicklung verpasst.
AUFEINANDER ACHT GEBEN: Pausen machen, sich Gutes tun, gemeinsam feiern. Weshalb sollten wir sonst all diese Anstrengungen auf uns nehmen, wenn wir nicht schon jetzt üben, das gute Leben miteinander zu genießen?

Dorfentwicklungsprozess

In Oberndorf wuchs in dem u.a. vom IPG begleiteten Dorfentwicklungsprozess seit 2010 eine kraftvolle und selbstbewusste Dorfgemeinschaft. Getragen von den unterschiedlichsten Bürgerinnen und Bürgern entstand – z.T. auch im vereinten Aufbegehren gegen die Schließung der örtlichen Grundschule – innerhalb kurzer Zeit eine Fülle von innovativen Projekten, die den Ort veränderten. So gibt es heute in Oberndorf eine Energiegenossenschaft, welche Dorfprojekte fördert, ein gemeinschaftlich geführtes Kulturrestaurant Kombüse mit festen Arbeitsplätzen und überregionalem Publikum, eine attraktive, kostenlose Nachmittagsbetreuung für Kinder Kiwitte (u.a. mit Segelkutter), eine Bibiothek, es gründete sich eine ambitionierte, neue Freie Schule und die Heimatstube wurde in gemeinsamer Arbeit zu einem schönen, kleinen Museum Spurensuche. u.a.m..

Das ambitionierteste Projekt der Bürgeraktiengesellschaft ostewert ag – eine Güllegasanlage mit angeschlossener Aquakultur – ist gescheitert. Das Unternehmen musste 2018 Insolvenz anmelden. Die Idee, selbst nennenswerte finanzielle Mittel zu erwirtschaften, die ohne kommunale Abhängigkeiten für die eigenen Dorf-Bedürfnisse eingesetzt werden können, schuf ganz neue Zukunftsvisionen. Aber jede Pioniertat birgt ein großes Risiko. Eine Auswertung unserer Erfahrungen kann einen wichtigen Beitrag leisten – für uns und andere Projekte.

Phasen der Dorfentwicklung

Nach 10 Jahren Dorfentwicklungsprozess hat die starke Bewegung allerdings auch deutliche Blessuren erlitten. Wir erlebten beides: Niederlagen und Erfolge. Die alte Schule wurde geschlossen, jetzt gibt es neben der Kiwitte die neue Freie Schule LernArt! Die Genossenschaft und die Kombüse leben und arbeiten, die Bürgeraktiengesellschaft ostewert ag ging in die Insolvenz. Und einige der engagiertesten Aktivisten haben sich wieder in ihre Privatsphäre zurück gezogen. Über einige Erfahrungen können wir noch immer nicht offen reden.

Wir haben in all der Anstrengung manche Verbindung zueinander verloren.
Vielleicht waren manche Aufgaben für das Ehrenamt zu groß und zu schwer? Können wir bestimmte Formen des Miteinanders besser üben? Und was können wir aus unseren Erfahrungen lernen?

In den zivilgesellschaftlichen Bewegungen liegt nach wie vor eine große, notwendige Kraft, ohne die wir als Gesellschaft unsere Zukunftsfragen nicht mehr lösen können. Dazu brauchen wir Atempausen, Reflexion und eine Verbundenheit, die kritische Auseinandersetzungen willkommen heißt anstatt sie zu vermeiden.

Texte: Barbara Schubert

Die Preisträger 2020

Europäischer Dorferneuerungspreis 2020:
Hofheimer Land, Bayern, Deutschland

Sonderpreis zur Ermutigung:
Dernau, Mayschoss und Rech, Rheinland-Pfalz, Deutschland

Europäischer Dorferneuerungspreis in Gold für eine ganzheitliche, nachhaltige und mottogerechte Dorfentwicklung von herausragender Qualität:
Brda, Slowenien
Esbeek, Noord-Brabant, Niederlande
Garnich, Luxemburg
Großschönau, Niederösterreich, Österreich
Környe, Ungarn
Oberndorf, Niedersachsen, Deutschland
Prutz, Tirol, Österreich

Europäischer Dorferneuerungspreis in Silber für besondere Leistungen in zahlreichen Bereichen der Dorfentwicklung:
Dąbrowa, Opole, Polen
Ehinger Alb, Baden-Württemberg, Deutschland
Genussregion Wilchingen und Trasadingen, Schaffhausen, Schweiz
Rohrbach bei Mattersburg, Burgenland, Österreich
Steinbach, Thüringen, Deutschland
Trebesing, Kärnten, Österreich
Wauwil, Luzern, Schweiz

Europäischer Dorferneuerungspreis in Bronze für einzelne oder mehrere besonders überzeugende Entwicklungsprojekte:
Dolní Němčí, Zlín, Tschechische Republik
Eggiwil, Bern, Schweiz
Giersleben, Sachsen-Anhalt, Deutschland
Herrnhut, Sachsen, Deutschland
Iveldingen-Montenau, Ostbelgien, Belgien
Lipová, Ústecký kraj, Tschechische Republik
Lückert, Nordrhein-Westfalen, Deutschland
Niederwalgern, Hessen, Deutschland
Papradno, Slowakische Republik
Setomaa, Kreis Võru, Estland

Begründung der Preisverleihung an Oberndorf

»Oberndorf, Niedersachsen, Deutschland, besticht durch einen Erneuerungsprozess, der auf fachlich begleitete Partizipation nach einem ausgeprägten Bottom-up-Prinzip basiert und das Ziel bestmöglicher Widerstandsfähigkeit der Gemeinde verfolgt. Hervorzuheben sind die Maßnahmen im Bereich Biodiversität, etwa auf dem Friedhofsgelände oder den so genannten Eh-da-Flächen, sowie der genossenschaftliche Betrieb von PV-Anlagen, deren Erträge zu einem Gutteil für die Refinanzierung sozialer Projekte der Gemeinde verwendet werden. Vorbildhaft sind etwa, exemplarisch erwähnt, die Gründung der freien Schule LernArt, die ehrenamtlich geführte und qualitativ hochwertige Nachmittagsbetreuung Kiwitte, die Bibiliothek für Jung und Alt, die Flüchtlingshilfe, die Anlage von Streuobstwiesen und eine gemeinwohlorientierte Kombüse. Was sich wie ein roter Faden durch die Gemeindeentwicklung zieht, sind das hohe Bewusstsein für die großen Herausforderungen der Gegenwart und eine lösungsorientierte Anpack- und Lernkultur, dank derer es gelingt, auch aus Rückschlägen neue Kraft zu gewinnen und Erfolge als Basis für neue Visionen zu erkennen.«

Übersicht-Bewertung-Teilnehmer-DEP-2020.pdf
Beurteilungen-DEP-2020.pdf
2021-10-Pressetext-EDP-2020.pdf

Europäischer Dorferneuerungspreis 2020

Der Europäische Dorferneuerungspreis 2020 ist unter dem Motto “Lokale Antworten auf globale Herausforderungen” ausgelobt worden. Seitens des Landes Niedersachsen und auf Vorschlag vom Amt für regionale Landesentwicklung Lüneburg ist vorgesehen, dass die Gemeinde Oberndorf an dem Wettbewerb teilnehmen soll, da das Dorfentwicklungsverfahren die inhaltlichen Anforderungen des Wettbewerbs sehr gut erfüllen könnte. Am 10.12. fand ein erstes Vorgespräch statt. Herr Karweik als Vertreter des Landwirtschaftsministeriums hat dem Bürgermeister und einer Reihe von Bürger*innen das Verfahren erläutert.

Es sind keine Geldpreise zu gewinnen. Die Preisverleihung findet in Hinterstoder, Oberösterreich, im Rahmen eines mehrtägigen Festes statt. Alle Unterlagen sind bis 14. Februar 2020 einzureichen.

Kriterienkatalog

Wofür gibt es den Preis?

Der Wettbewerb will jene Dörfer stärken:
– die sich den aktuellen Herausforderungen ihres Lebensraumes mit nachhaltigen, innovativen und zeitgemäßen Projekten stellen und ganzheitliche Entwicklungsprozesse in Gang gebracht haben
– die eine Einbindung aller Bevölkerungsgruppen in das örtliche Geschehen verfolgen und auf diese Weise unterschiedliche Perspektiven, weitere Horizonte und vielfältigere Ideen gewinnen
– die sich des Wertes und der Notwendigkeit von Kooperationen bewusst sind und demgemäß auf Netzwerke sowie interkommunale und regionale Zusammenschlüsse setzen.